Bunte Platte - Projekt für den Plattenpalast / Entwurf
Modell Variante A
Bunte Platte
Die Bunte Platte ist ein Projekt für den Plattenpalast, einem aus einem Forschungsprojekt der TU Berlin hervorgegangenen Gebäude. Der Titel „Bunte Platte“ spielt auf die Konstruktion des Gebäudes aus recycelten Beton-Fertigteilen abgebrochener Plattenbauten und deren großflächige farbige Gestaltung von Wänden, Boden und Decke an. Ausgewählte Oberflächen im Innenraum des Plattenpalastes sind in vier aufeinander abgestimmten kräftigen Farbtönen, die zusammen einen Farbklang ergeben, gestrichen. Die Farbflächen greifen die Struktur und die Proportionen des Plattenpalastes auf, wobei das Flächenverhältnis der farbigen Flächen zu den unbehandelten Flächen etwa ausgeglichen ist. Die Farbflächen definieren Teilräume innerhalb des Plattenpalastes und heben diese hervor. Je nach Position des Betrachters im Raum ergeben sich andere Perspektiven, Vorder- und Hintergrund verschieben sich gegeneinander und es ergibt sich ein vielfältiges Wechselspiel zwischen Farben, Flächen und Raum. Der Plattenpalast selbst wird damit zum begegbaren Kunstwerk. Die Aufforderung, beim Betreten der Bunten Platte die Schuhe auszuziehen, hat zwei Gründe: Zum einen den ganz pragmatischen Grund, dass auch der Fußboden farbig behandelt ist und durch das Betreten mit Schuhen in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Zum anderen wird durch das Ausziehen der Straßenschuhe eine symbolische Schwelle geschaffen, die den Innenraum der Bunten Platte aus der Alltagsumgebung heraushebt und so in seiner Besonderheit betont. Die Bunte Platte oszilliert zwischen den Gattungen Architektur, Malerei und Skulptur. Einerseits ist der farbige Anstrich – abgesehen von der minimalen Schichtdicke des Farbauftrags – zweidimensional. Andererseits wird durch die räumliche Anordnung der einzelnen Farbflächen die skulpturale Qualität der Architektur aufgegriffen und betont. Architektur und Farbe werden untrennbar miteinander verbunden und gehen eine komplexe wechselseitige Beziehung ein. |
Bei aller Einfachheit und Klarheit wohnt der Bunten Platte jedoch ein Paradoxon inne: Zwar ist die Bemalung permanent mit der Architektur verbunden. Gerade diese feste Verbindung hat aber zur Folge, dass die Bunte Platte nach Ablauf der Ausstellungsdauer verschwinden wird: Die Farbe lässt sich nicht vom Grund entfernen, abtransportieren und an anderer Stelle wieder aufbringen. Nach Ende der Ausstellung werden die Farbflächen übertüncht um Platz für eine andere Ausstellung zu schaffen und gehen damit verloren. Alles was davon bleibt, ist eine fotografische Dokumentation und ein Nachhall in Form von Erinnerungen. Unabhängig von diesen Beschreibungen und Erklärungen liegt der wesentliche Reiz der Bunten Platte jedoch in der physischen Präsenz der Farbe im Raum: Betritt man den Plattenpalast, setzt man sich unweigerlich der Wirkung des Raumes und der ihn beherrschenden Farbflächen aus. Diese üben einen unmittelbaren sinnlichen Reiz auf den Besucher des Plattenpalasts aus - umso mehr, da sie nicht nur als Bild betrachtet werden können, sondern den Besucher vollständig räumlich umgeben. (2017) Das Projekt wurde nicht verwirklicht. Paradoxer Weise liegt der Grund dafür gerade darin, dass das Projekt einen so engen und untrennbaren Bezug zum Plattenpalast hat. Der Eigentümer lehnte es ab, die Wände farbig anstreichen zu lassen, wenn sich die Farbe nicht wieder rückstandsfrei entfernen lässt. Link zum Plattenpalast zurück |